Zum Tod von Alfred Bühler (+6.7.2021)

Lieber Alf,
wenn mir jemand in der 6.Klasse gesagt hätte, dass ich den da vorne am Lehrerpult einmal zu meiner Hochzeit einladen werde, dann hätte ich wohl den Kopf geschüttelt und schallend gelacht.
Im Jahr 2011 und im Jahr 2012 warst Du und Deine Frau Bärbel dabei, als Gulla und ich geheiratet haben. Du hattest und hast einen maßgeblichen Einfluss auf die Sprache meiner Frau. In zahlreichen Stunden hast Du für sie einen tollen Unterricht gemacht. Da stand nicht nur die deutsche Sprache auf dem Lehrplan, ganz geschickt hast Du Wissen in Staatskunde, Kultur, Musik und Politik vermittelt. Da pfiff ich manchmal durch die Zähne und sagte spöttisch: „Wenn Dein Unterricht damals so interessant gewesen wäre, dann hätte ich auch aufgepasst“. Du hast verschmitzt gelächelt, so wie wir es von Dir kannten.
Für die vielen Stunden, die Du für die deutsche Sprache geopfert hast, will ich Dir VERGELT´S GOTT sagen. Wir waren ein geniales Team: Gulla spricht hochdeutsch durch Dich und „ruaschderisch“ durch mich.

Vor meiner Frau habe ich Dir eine junge Ungarin als Schülerin aufgebürdet. Mit Barbara verband Dich eine tiefe Liebe zur Musik und zur Violine, die Du ja auch selbst spielen konntest. Die klassische Musik sorgte bei Dir für Entspannung und Freude.

Viele Rusterinnen und Ruster haben mit Dir einen Menschen verloren, der sich in der Politik, der Gemeinde und auch in der Kirchengemeinde engagierte. Du warst stets ein gefragter Ratgeber und ich erinnere mich noch an unsere gemeinsamen Zigarettchen und Diskussionen bei Dir auf der Terrasse. Ich möchte die Diskussionen nicht missen, auf die Zigaretten haben wir mit der Zeit gelernt zu verzichten. Am Anfang war das sehr förmlich: Den „Herr Bühler“ war ich von der Schule gewohnt und Du sagtest immer höflich „Herr Rein“ zu mir. Es hat sich schnell in das vertraute DU geändert.

Du warst jahrelang Rektor in Rust und warst 24 Jahre lang Gemeinderat, hast das Partnerschaftskomitee geleitet und wurdest für Dein Engagement geehrt: 2002 mit der Ruster Bürgermedaille und beim 25-jährigen Partnerschaftjubiläum mit der Ernennung zum Ehrenbürger von Marlenheim. Bei beiden Terminen war ich dabei und habe Dich abgelichtet, verdiente Ehrungen, wie ich damals geschrieben habe. In der Tat!

Aber Du warst auch „Genosse“ und hast 1967 den SPD-Ortsverein gegeründet und warst eigentlich ein Lehrer, der gar nicht so in das Ruster Schema passte: Politisch rot gefärbt und evangelisch. Du wurdest in Rust aber herzlich und offen aufgenommen, man merkte schon damals sehr schnell, dass da ein besonderer Mensch gekommen war.

Deine Frau Bärbel und Du mussten mit dem Tod eures Sohnes einen herben Schicksalsschlag hinnehmen, die letzten Jahre konntet ihr aber in beschaulicher Art und Weise miteinander leben. Geblieben ist Dir immer die Neugier, das Interesse an der Welt und an der Eisenbahn. Dein Tod ist für mich ein schmerzlicher Verlust, ich hätte noch gerne mit Dir geredet und mit Dir diskutiert. Unser Besuch bei Euch war längst überfällig. Jetzt werden wir uns hier nicht mehr sehen. Schade! Es zeigt mir einmal mehr, dass man nichts verschieben sollte, weil JETZT die Zeit ist.

Danke, dass wir Dich kennenlernen und erleben durften.
Bernhard

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